Achtung! Es folgen vier Abkotz-Absätze ;-)
Eigentlich wollte ich gestern ja auf eine Gesellschaftstanzparty (Friedrichsbau), aber ein guter Freund aus Mannheim wurde von jemandem aus GR nach Freiburg eingeladen und hat mich dazu überredet zur "AIDS" "Gala""party" in der Freiburg Bar, unter der Stadthalle, zu gehen. Geplant war nicht mehr vor Silvester auszugehen, hauptsächlich weil ich meine Figur bis dahin wieder ein bißchen in Ordnung bringen wollte (=> 2 Kilo abnehmen) und schon seit Wochen nicht mehr beim Frisör war. Weil mich mein Kumpel aber geradezu zwang mitzukommen, musste ich mich aufrappeln und mir für teuer Geld die Haare schneiden lassen, mich rasieren (lang ist's her), cachierende Kleidungsstücke aussuchen und Gesichts-Spachtelmasse auftragen. Kotz! Ich kann mir nicht vorstellen wie ich das früher dreimal die Woche ausgehalten habe. Soviel Arbeit für ein bißchen herumgehüpfe und die verachtenden Blicke der gutaussehenden Typen und Tussen...? Dazu auch noch staubsaugen und aufräumen, sollten noch weitere Freunde aus Mannheim kommen und bei mir übernachten wollen (die haben dann aber kurzfristig abgesagt - also umsonst aufgeräumt!).
Singledasein mit Sexabstinenz hat schon seine Vorteile. Man kann soviel essen wie man will, muss nur aufpassen dass man es nicht übertreibt und die Selbstachung verliert, muss sich zumindest im Gesicht nicht mehr rasieren, und kann anziehen was man will - egal ob es einem steht. Die Kollegen haben zwar schon gefragt wann ich denn wieder mal gedenke zum Frisör zu gehen - denn ich würde ungewohnterweise viel zu brav aussehen - aber diese Kommentare gingen eigentlich immer an mir vorbei. Nicht dass wir uns falsch verstehen - ich verwahrlose nicht! Hygiene, gewisse Ordnung und ein Minimum an "erhaltender" Pflege sind immer noch ein Muß. Aber ich mach mich nicht mehr "hübsch" - kein Styling. Für wen denn auch?
Im ersten Moment war ich von der Party enttäuscht. AIDS Gala? Das war eine normale Schwulenparty wie jede andere auch! Hier und da hingen AIDS Schleifen und es wurden Kondome mit Gleitgel "serviert" (im Canapé Style), aber das war's. Keine Spur von "heute gedenken wir" oder sonstigem "Galaprogramm". Klar, die Information dass der Eintrittspreis an "Gentle Man", dem HIV Präventionsprojekt der AIDS-Hilfe Freiburg, geht war da, und es gab sogar eine fürchterlich langweilige Tombola, aber ansonsten waren nur die üblichen Schwulen vertreten, die zu üblichem Gay-House getanzt, und sich wie üblich abgeschleppt haben. Ich hätte eigentlich eher stilvollere Gäste, und ein stilvolleres Rahmenprogramm erwartet. Wengistens die Tombola hätte man in 4-5 Häppchen aufteilen, zwischenzeitlich Ambient Musik, und vor jeder Ziehung eine Mini-Rede, einen Apell oder etwas "geschichtliches" los werden können...
Was für ein Signal soll das senden? HIV ist nur etwas für Schwule? Falsch! Der Anteil der Infektionen die bei Heterosexuellen und Drogenkonsumenten stattfinden steigt rasant. Ich habe jetzt keine konkreten Zahlen zur Hand, habe aber gelesen dass diese beiden Gruppen in absoluten Zahlen die Zahl der Homosexuellen sogar überschreiten. In der "dritten Welt" gibt es offiziell sogar keine "Homosexuelle Art" sich anzustecken, da stecken sich die meisten über Heterosexuellen Kontakt an. Wo sind nun die Heterosexuellen geblieben? Oder die Drogenjunkies? Die kamen entweder gar nicht oder sind so schnell wie möglich geflüchtet als sie Schwule gesehen haben die ärmellose Shirts tragen und sich gegenseitig ablecken. Pfui! Bleibt also immer noch das Stigma für "HIV-Heten"(tm) dass sie entweder Drogies, oder Homos sind. Enttäuschend für eine Party unter der Schirmherrschaft der AIDS Hilfe!
Aber gut, das alles hätte mir schon im vorhinein klar sein müssen...
Es gab aber auch viel gutes, am Ende war ich doch überrascht wie sehr es mir gefallen hat. Die Musik war eigentlich ganz okay, und es gab viele "Schnuckel" die man beobachten konnte. Mitgenommen hab ich allerdings keinen - nicht das ich eine Chance gehabt hätte, aber unter dem Deckmantel des "Zölibats" kann man sich wenigstens die eigene Unattraktivität weglügen ;-))) Ein probates Mittel. Ich muss auch stolz auf mich sein wie gut ich die vielen Situationen gemeistert habe vor denen ich eigentlich Angst hatte. (Insider!)
Einige Leute haben sogar "richtig" getanzt: Discofox zu mittelschnellem House. Mit Figuren, Hand-und-Platz Wechsel "und pie-pa-po!". Schade dass ich niemanden hatte der das mit mir gemacht hat - zwar habe ich versucht das meinem Kumpel in der Kürze beizubringen, aber das ist "in sito" immer schwer - nicht dass er es toll gefunden hätte :-)
Das selbst die "fette Frau" (die mittlerweile eigentlich recht ok aussieht) einen süüüüüüüüüßen Schnuckel abbekommen hat irritiert mich allerdings. Gegönnt sei es ihr auf jeden Fall, auch wenn ich recht enttäuscht war - denn ich hatte eigentlich ein Auge auf das Zuckerstück geworfen :-)
Dass mir dann am Ende als ich heimfahren wollte, wie immer bei der Freiburg Bar, mein Taxi "geklaut" wurde war mir sogar egal. Bei 12° in einer Dezembernacht ist das Warten auf das Nächste nicht so schlimm. Schräg fand ich jedoch auch die Reaktion einer alten, schrulligen und Hut tragenden Taxifahrerin auf meinen "Versuch" einzusteigen: "Ne ne ne! Ich hab einen Auftrag! Raus bitte!". Dass ihr "Auftrag" gerade mein Taxi geklaut hat und sie jetzt vergeblich auf ihn wartet, dass habe ich ihr dann nicht mehr gesagt. Blöde Alt-Schlampe!
Summa sumarum war es aber ein schöner Abend, und ich muss jetzt vor März 2007 nicht mehr zum Frisör ;-)
Wie meine Firma nächste Woche in dieser Location ihre Weihnachtsfeier abhalten will ist mir aber weiterhin ein Rätsel - das geht von der Größe her überhaupt nicht. Wie sollen denn da >220 Leute mitsamt Buffet reinpassen? Letztes Jahr waren wir in der Wodanhalle, im Jahr davor auf beiden Etagen des Kagan. Naja - man ist gespannt.
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